Sonntag, 1. Februar 2015
Die Freundin und die Grippewelle
Meine Freundin Neele hat Angst vor Bakterien.
Und vor Viren.
Und vor Ansteckung.
Und vor Krankheiten im Allgemeinen.
Neele hat Angst um die Menschen in Ihrem Umfeld.
Neele fühlt sich verantwortlich.
Neele möchte keine Krankheiten mit nach Hause bringen und nicht der Überträger von „wer weiß was“ sein.

Die Menschen in Ihrem Umfeld sind empfindlich. Neele pflegt ihre Eltern. Die sind weit über 80, im Großen und Ganzen aber relativ fit. Es darf nur niemand hinfallen. Niemand darf sich die Knochen brechen. Und ein Infekt darf schon gar nicht kommen. Die Gesundheit steht auf wackeligen Füßen.

Neele selbst ist kerngesund.
Überall „sieht“ sie Viren und Bakterien.
Die Luft ist „böse“ weil sie mit Krankheitserregern verseucht ist.
Türklinken sind „böse“ weil jeder sie anfasst und alles Mögliche an ihnen haftet.
Einkaufswagen und Handydisplays sind der Feind.

Angehustet zu werden ist ein persönlicher Angriff. Die Angst, Viren und Bakterien mit nach Hause zu bringen ist groß. Neele wäscht sich gefühlt im 20 Minuten Takt die Hände und kommt mit eincremen gar nicht mehr nach. Selbst die Klobürste wird desinfiziert.

Der Typ in der U-Bahn wird mit vernichtenden Blicken angesehen. Er ist erkältet, hustet in seine Hände und fasst danach die Haltestangen an. Ein persönlicher Affront. Am liebsten würde sie ihm den Hals umdrehen. Kann er nicht in die Armbeuge husten oder niesen?
Dem netten Verkäufer, der durch die Nase spricht, weil er Schnupfen hat, kommt sie nicht nahe. Sicherheitsabstand. Und bloß nicht die Hand geben.
Ganz übel die, die offen in die Welt hinein husten. Krankheitserreger können ganz schön weit fliegen. Wären sie farbig, wäre die Luft voller bunter Punkte.

Neeles Eltern leben im gleichen Haus. In der oberen Etage. Und immer ist sie mit einem Ohr oben.
Ertönt ein Husten, bekommt sie Beklemmungen. Es wird eng in der Brust. Der Ausdruck in ihren Augen wird gehetzt und schreckgeweitet. Ihre ganze Haltung drückt Angst aus.
Angst, der Situation nicht gewachsen zu sein. Angst die Kontrolle zu verlieren. Angst die Sicherheit zu verlieren.
Mal ehrlich....welche Sicherheit eigentlich?

Hundertmal sieht sie nach. Fragt, ob alles in Ordnung ist. Geht damit allen, und vor allem auch sich selbst auf die Nerven.

Ganz schlimm sind Feiertage wenn Ärzte und Apotheken geschlossen haben. Was wäre wenn.... ? Was würde sie tun..... ? Hätte sie alles „im Griff “ ?

Sie hat alles zu Hause. Von homöopathischen Medikamenten bis hin zu einer Riesenauswahl an Tees. Der Medikamentenschrank quillt über. Aber wenn was Ernstes wäre?!?!
Gut, es gibt Notärzte. Gott sei dank gibt es die in Deutschland. Aber man ruft ja auch nicht so schnell den Notarzt. Und man geht, wenn man sowieso schon angeschlagen ist auch nicht gerne zu fremden Ärzten.

Diese Panikmache ist für nichts gut. Das weiß sie wohl. Sie blockiert sich selbst und alle Beteiligten gleich mit.

Es ist früh genug, sich mit der Situation/der Katastrophe zu beschäftigen wenn sie da ist. Sich vorher völlig verrückt zu machen bringt gar nichts. In einer Zeitung stand: 85 % aller Sorgen treffen eh nicht ein.
Gut so!

Manchmal nimmt Neele Beruhigungsmittel. Manchmal trinkt sie zu viel. Vielleicht sollte sie eine Therapie machen? Möglicherweise kann man so was behandeln. Vielleicht ist es aber auch nur eine „Störung“ bedingt durch die Wechseljahre die früher oder später von alleine verschwindet.

Am liebsten wäre es ihr wenn jeder der einen Infekt hat Mundschutz tragen würde.
Aus Rücksicht auf die Anderen. Damit man selber niemanden ansteckt.

Ganz heftig ihre Sorge im Wartezimmer. Beim Arzt. Wenn man vorher nichts hatte, danach bestimmt! Infekte dieser Welt kommt her und sammelt Euch auf 20qm. Eigentlich sollte bei der Anmeldung vorne sofort ein Mundschutz ausgehändigt werden. Einfach aus Rücksicht. Und Vorsicht.

Eigentlich könnte man daraus eine Geschäftsidee entwickeln:
Mundschutz als Modeartikel.
Mit Strass aufhübschen und in den Farben der Saison tragen. ☺
Natürlich nur bei Bedarf!
Davon hätten doch eigentlich alle was.

„In dieser Grippesaison tragen wir die Mundschutzkollektion in zartgelb mit Nasen- und Schirmchen-Logo, das die Viren fängt. “ Gegen einen geringen Aufpreis auch lieferbar mit Perlchen umrandet oder mit Kettchen-Verschluss
Müsste man den Modeleuten doch eigentlich mal vorschlagen... ☺

In den asiatischen Ländern geht man glaube ich anders damit um. Da ist es Gang und Gäbe seine Krankheitserreger nicht in die Welt hinaus zu prusten.
Sehr rücksichtsvoll doch eigentlich.

Gut, ich kann verstehen, dass sich junge und gesunde Menschen keine Gedanken über so was machen und vielleicht sagen: “Ich ignoriere das und im Zweifel nehme ich was ein und dann ist alles wieder gut!“
Wenn man jung und gesund ist, ist es wohl normal so zu denken.
Aber für andere Personengruppen hängt echt was daran.

Gott sei dank ist die Grippewellensaison ja auch irgendwann vorbei und Neele kann sich wieder entspannen.



Sonntag, 14. Dezember 2014
Die Freundin und der Weihnachtsstress
Meine Freundin Neele ist im Weihnachtsstress. Sie hetzt durch die Stadt. Ziellos. Planlos. Nur mit dem einen Gedanken: Ich muss bis zum Fest alles fertigkriegen.
Kein Parkplatz. Und Stau vor dem Parkhaus. Endlich eine Lücke. So eng, dass das Auto kaum hineinpasst.
Menschenmassen strömen durch die Straßen. Über die Weihnachtsmärkte. Durch die Geschäfte.
Noch 6 Geschenke. 13 liebe Menschen die beschenkt werden wollen. Teilweise nur Kleinigkeiten. Aber auch die, oder gerade die wollen überlegt sein. Und nur sechs Ideen. Oh mein Gott. Vielleicht kommt die Inspiration in der City. Und wenn, bitte schnell. Die Päckchen wollen dekoriert sein. Jedes liebevoll und individuell. Keins wie das Andere. Auf in die Dekoläden. Zehn Meter Schlange an der Kasse. Allmählich wird Ihr heiß. die Zeit wird knapp. Der dritte Advent ist schon fast vorbei. Plätzchen sind auch noch keine gebacken.
Der Weihnachtsbaum will gekauft werden. Sch…., Kein Platz im Wohnzimmer. Wird eben umgeräumt. Wo ist das Problem?! Welcher Baumschmuck? Weihnachtskiste vom Speicher holen. Sichten. Fehlende Deko besorgen. Dieses Jahr roter Baumschmuck? Oder Silber? Oder mal was Anderes? Herrje, immer diese Entscheidungen…..
Weihnachtskarten schreiben. Wer bekommt eine? Persönlicher Text. Schreiben braucht Muße. Muße ist grad`aus.
Wie soll das Weihnachtsmenü aussehen? Einen Tag bei der Familie eingeladen. Einen Tag sind alle bei Ihr. 12 liebe Menschen zu Besuch. Alles soll perfekt sein. Sektempfang mit Häppchen. Vorspeise, Hauptgang, Nachtisch. Was kochen? Wann einkaufen? Vorbestellen?! Große Tischdecke da? Genug gleiches Geschirr da? Genug bequeme Stühle? Was zieh ich an? Ein Zeitplan muss her. Zwischendurch jagt eine Weihnachtsfeier die Nächste. Endzeitstimmung. Im Dezember müssen sich alle nochmal sehen. Mit den Mädels nochmal auf den Weihnachtsmarkt. Mit den anderen Mädels auch. Und mit der Familie. Sonntags. Geschiebe durch die Gänge. Mayonnaise am Kragen von dem Mann mit den Pommes hinter ihr. Verschütteter Glühwein auf den Händen. Es klebt.Der Vollzeitjob läuft nebenher. Der Haushalt auch. Alles kein Problem. Oh Du Fröhliche!
Neele liebt Weihnachten!



Samstag, 8. November 2014
Die Freundin und die Frage: Individualist oder Spießer?!
Meine Freundin Neele hat die Erstattung der Einkommenssteuer erhalten. Der Urlaub kann kommen!
Und jetzt also ab nach Malle! Auf die Insel, auf die alle fliegen.
Und das letzte was sie sein möchte ist "wie alle"!
Hat sie jedenfalls immer gesagt….
Sie, die doch immer alles möglichst individuell gestalten möchte!
Jetzt also Pauschalurlaub an der Playa, Appartementanlage direkt am Strand und überall Touristen! Und sie mittendrin! Inclusive Frühstücksbuffet, Abendessen und Liegenreservierung a la Mallorca. Das volle Programm!Der Inbegriff des Spießertums.
Und nicht mit dem Rucksack durch Thailand, in einen Ashram nach Indien oder mit dem Motorrad um die Welt.
Sie musste achtundvierzig Jahre alt werden, um sich damit abzufinden. Da ist ein bisschen Wehmut, aber es ist wie es ist.
Sie ist wohl doch genau wie alle anderen. Durchschnitt halt.
Sie, die doch immer etwas Besonderes sein wollte, die immer so große Träume hatte. Davon, jemand Besonderes zu sein. Davon, etwas Besonderes zu leisten. Karriere zu machen, sich abzuheben, ein cooles Leben zu haben.
Voller Leidenschaft für irgendetwas zu sein!!
Für etwas zu "brennen."
Hat alles irgendwie nicht geklappt. Und nun eben pauschal nach Malle!
Warum nur, kann sie damit nicht mal zufrieden sein?! Andere können es doch auch.
Alles ist doch gut. Die Familie ist gesund und finanziell läuft es einigermaßen rund. Keiner trinkt oder nimmt Drogen oder lebt auf der Straße. Es gibt ein Haus, ein Auto und einen eintönigen „neun bis fünf“ Job.
In der Woche zum Sport, abends noch einkaufen und kochen. Spätestens bei Gute Zeiten schlechte Zeiten auf der Couch, und um zehn ins Bett. Schließlich braucht Frau ihren Schönheitsschlaf. Morgen klingelt unbarmherzig der Wecker.
Tag für Tag, Woche für Woche, Jahr für Jahr....
Herrje, ich sage es Euch, das sind die Wechseljahre. Entkommen unmöglich!
Das Leben ist grau und langweilig und es ist nicht zu erwarten, dass noch etwas kommt. Ende vierzig und das soll es jetzt gewesen sein?!?!
Dabei ist sie gar nicht so übel!
Sie sieht nicht schlecht aus, ist, so denke ich, eine attraktive Frau.
Gut, wenn es jetzt an den Bikinikauf geht, wird sie sicher anders darüber denken. Nun ja, vielleicht nimmt sie besser einen Badeanzug?! Attraktiv bedeutet ja nicht automatisch gertenschlank…der Spiegel ist gar nicht nett zu ihr. Also ab heute sofort auf Diät, und so Gott will, hat sie nächste Woche die ultimative Bikinifigur. Vielleicht klappt es ja diesmal?!
Sie ist mittel gebildet. Damals war das so. Aber durchaus lebensklug.
Damals hatte noch nicht jeder Abitur mit darauf folgendem Auslandsaufenthalt. Work and travel…. Australien, Neuseeland und so.
Für sie wäre es das Richtige gewesen. Würde sie auch heute noch gerne machen! Neue Länder, neue Leute, neue Erfahrungen.
Man hätte echt was aus ihr machen können. Die Kapazitäten sind allemal da!
Aber heute ist das Leben voller Verpflichtungen. Die Ketten sind die Kinder, das Haus, die Familie. Da geht man nicht so einfach auf Weltreise und nimmt sich ne Auszeit…. So ist sie nicht……und eigentlich ist das auch gut so….sie ist nicht unglücklich, aber ein Mensch hat ja viele unterschiedliche Facetten.

Und eigentlich ist Urlaub in Malle ja auch ganz schön!



Samstag, 18. Oktober 2014
Die Freundin und die Diäten
Meine Freundin Neele fängt in schöner Regelmäßigkeit immer Montags neue Diäten an.
Manchmal frage ich mich…warum nur ist das so?

Und wieso fühlen sich viele von uns Frauen überhaupt zu dick und nicht schön genug und natürlich unsexy?
Vielleicht liegt das einfach in unserer Natur?! Wir Frauen müssen "dranbleiben", das ist eines der großen Themen in unserem Leben.
Und Montags fängt in schöner Regelmäßigkeit das „neue Leben“ an mit einem perfekten Körper als Ziel.

Vielleicht sollten wir mal öfter in die Sauna gehen.
Was einem dort an menschlichen Körpern begegnet, das ist die Realität und nicht das, was man in Zeitschriften manchmal sieht. Sehr beruhigend, wie ich finde. Oftmals sehen Frauen und auch Männer, die angezogen richtig was hermachen nackt gar nicht mehr so gut aus. Das ist Balsam fürs Selbstbewusstsein.

Männer gehen damit häufig ganz anders um. Mir hat ein Mann erzählt dass er sich jeden Morgen vor den Spiegel stellt und zu sich selber sagt „Ich bin der Tollste, der Beste, der Schönste und ich kann einfach alles.“ Er hat gesagt, er fühlt sich dann auch genau so.

Ganz anders wir Frauen dagegen..
Ich erinnere mich an tagelange Kohlsuppen Exzesse......die ganze Bude roch danach.
Es gab Nachmittage im FitnessStudio mit Gleichgesinnten bei 38 Grad Außentemperatur,
ohne Klimaanlage, im dritten Stock mit schrägen Wänden unterm Dach.
Die Mädels waren die einzigen Besucher an diesem Tag. Und schwitzten nebeneinander auf dem Crosstrainer.
Unter den Trainingsklamotten haben sie die Schenkel und den Bauch in haushaltsübliche Frischhaltefolie eingewickelt und darüber eine Plastikhose angezogen. Das soll gut sein gegen Cellulite.
Ein bisschen eklig ist das im Nachhinein schon, aber die Plastikhosen und Wickel waren eine Zeitlang der Geheimtipp schlechthin. Und irgendwie hatten sie auch ihren Spaß dabei.

Natürlich gab es die Zeit der gezielten Esskontrolle unter professioneller Überwachung. Jeden Dienstag ab zum Wiegen und zum Treffen. Das ist eine gute Sache. Nur- wer will sein Leben lang Punkte zählen?!

Nahtlos knüpfte sich daran das Heilfasten. Nach dem dritten Tag ist man all seine Gelüste los und hat mit Essen schon gar nichts mehr am Hut.
Leider wurde sie nach einigen Tagen morgens mit Schüttelfrost wach. Die Gefahr zu übertreiben ist groß, denn jeden Tag ein Pfund weniger auf der Waage, das ist wie ein Rausch.

Der Arzt empfahl alternativ Haferflocken.
Das mündete in eine Heißhungerattacke auf Currywurst mit Pommes und viel Mayo drauf und der Erkenntnis:

Dann lieber Kurven! Dazu kann man sich gleich die passende Erklärung zurechtlegen: Wer nicht genießt wird ungenießbar. Wer will das schon.

Es dauert ja eh nicht mehr lange, dann sind wir alt und Weise und sorgen uns um diese Dinge nicht mehr.

Bis dahin muss man eben alles ausprobieren oder aber sich schön und sexy finden - so wie man ist…